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Der schlimmste aller Fälle

Nicole Ulbrich teilt die Erfahrungen mit ihrem Schlaganfall in der Selbsthilfegruppe der Schlaganfall-Betroffenen in Ludwigsfelde

Selbsthilfe bedeutet, eigene Probleme und deren Lösung selbst in die Hand zu nehmen und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten aktiv zu werden. Das Motto „Gemeinsam statt einsam“, unter dem der Verein LuKISS im Ludwigsfelder Waldhaus arbeitet, gilt auch für die Selbsthilfegruppe der Schlaganfall-Betroffenen.

Nicole Ulbrich (35) ist Heilerziehungspflegerin und Mutter eines zehnjährigen Sohnes. In jungen Jahren schon wurde sie von einem Schlaganfall getroffen. Im Sommer 2015, gerade 30 Jahre jung, hatte sie zwei Wochen lang starke Kopfschmerzen. Ihr Hausarzt nahm das leider nicht ernst genug: „Ein CT? Wenn ich jeden zum CT schicken würde, der mit Kopfschmerzen zu mir kommt, wären die CTs völlig überlaufen“, bekam sie damals zur Antwort. Zwei Wochen später trat der schlimmste aller Fälle ein. Nach dem Aufstehen bemerkte sie eine zunehmende halbseitige Lähmung, das Sprechen fiel ihr schwer, sie fühlte sich schläfrig und verwirrt. Dabei hatte Nicole Ulbrich Glück im Unglück: Der eilig herbeigerufene Ex-Partner ahnte schnell, dass Eile geboten war und alarmierte den Rettungsdienst. Das hat ihr vermutlich das Leben gerettet, ein angeborenes Hirnaneurysma, ein Blutgefäß im Gehirn, war geplatzt. Ist die Blutgerinnung gestört oder sind die Blutgefäße im Gehirn geschädigt, kann es dazu kommen. Das ausströmende Blut lässt den Druck im Schädel steigen und schädigt das gesunde Hirngewebe. Der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zufolge erleiden in Deutschland jährlich rund 270 000 Menschen einen Schlaganfall. Etwa 80 Prozent davon gehen auf Durchblutungsstörungen zurück.

Je nach betroffenen Hirnregionen führt der Druck des austretenden Blutes zum Ausfall verschiedener Körperfunktionen und zu bleibenden Behinderungen. Oft muss das Laufen, müssen koordinierte Bewegungen oder das Sprechen völlig neu gelernt werden. Jeder fünfte Patient stirbt innerhalb der ersten zwölf Wochen nach dem Schlaganfall, viele bleiben dauerhaft pflegebedürftig. Die positive Aussicht ist: 70 Prozent der Schlaganfälle sind vermeidbar.

„Im Akutfall bedarf es einer schnellen Diagnose.“ Burkhard Schult, Chefarzt im Evangelischen Krankenhaus Ludwigsfelde, das mit den Selbsthilfegruppen bei LuKISS gern zusammenarbeitet, weiß natürlich um die medizinischen Notwendigkeiten: „Ein frühzeitiger Eingriff erhöht die Überlebens- und die Wiederherstellungschancen.“ Heißt: Je weniger des umgebenden Gewebes zerstört ist, desto größer ist die Chance auf Wiederherstellung der entsprechenden Funktionen. Allerdings sind dazu fast immer Geduld und Willenskraft notwendig. Und Unterstützung wie durch die Selbsthilfegruppe Schlaganfall im LuKISS.

Als Nicole Ulbrich der Schlaganfall ereilte, dachte sie und sagte es auch so zu ihrem Sohn: „Keine Sorge, Mama ist bald wieder zu Hause.“ Bis es wirklich so weit war, bis sie richtig sprechen und sich wieder frei und selbstständig bewegen konnte, dauerte es zwei Jahre. Und viele Erfahrungen, die sie selbst machen musste: Niemand war da, der seine Erfahrungen mit ihr teilte. „Was bekomme ich wo? Welche Leistungen bezahlt die Krankenkasse und welche nicht?“ Diese Erfahrungen teilt sie heute in der SHG im Waldhaus. „Ich will dafür sorgen, dass es anderen nicht so geht wie mir“, sagt Nicole Ulbrich.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung 28.09.2019 Seite 16

Autor: Reporter Udo Böhlefeld

 

Bild zur Meldung: Chefarzt Burkhard Schult (v.l.), LuKISS-Koordinatorin Bianca Harusta, Nicole Ulbrich und Gabi Walter