NEUE SELBSTHILFEGRUPPE bei LuKISS e.V.!

18. 05. 2021

Selbsthilfegruppe
für Long-Covid entsteht

Von Udo Böhlefeld


Ilona Friedrich und Katharina Claus leiden unter Corona-Langzeitfolgen –

Nun suchen sie den Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen

 

Ludwigsfelde

 

Ilona Friedrich ist von Beruf Krankenschwester, sie kennt den Umgang mit Schwerstkranken aus eigener Erfahrung. Bis in den Herbst des vergangenen Jahres war sie auf der Bruststation im Krankenhaus Ludwigsfelde. Dann steckte sie sich mit dem Corona-Virus an.

„Ich hatte eigentlich einen milden Verlauf im Vergleich zu anderen Menschen, denen es viel schlechter geht.“ Ilona Friedrich hat die Krankheit zu Hause überstanden. Es ging ihr zwar schlecht, aber sie hatte weder die Atemprobleme, noch den Verlust des Geruchs- und Geschmackssinnes. „Nach vier Wochen hatte ich das Gefühl, dass ich wieder arbeiten gehen kann“, sagt sie. Doch immer noch gab es viele Symptome, wenn auch in abgeschwächter Form. Ihre Hausärztin hielt sie dann davon ab: „Ehe die Symptome nicht weg sind, gehen sie nicht arbeiten“, hat sie zu mir gesagt.

In den Wochen danach kamen immer neue Symptome. Hier mal ein Schwindelgefühl, dann eine unendliche Müdigkeit. „Vormittags bin ich noch einkaufen gewesen, am Nachmittag ging dann gar nichts mehr, ich musste mich hinlegen.“ Durch Schwäche und Schwindel ist sie auf dem Weg zum Einkauf noch die Treppe hinabgestürzt, schmerzhafte Verletzungen kamen so noch zu den Corona-Nachwirkungen hinzu.

Sechs Monate nach ihrer Corona-Erkrankung ist Ilona Friedrich manchmal noch immer wie betäubt. Zwar spricht sie mit der MAZ klar und deutlich, äußert aber dabei auch ihre Ängste, weil das nicht immer so funktioniert.

Anfang März hat sie in einem TV-Beitrag zum ersten Mal über Langzeitfolgen von Corona gehört. „Da habe ich mich in vielen Symptomen wiedergefunden“, sagt sie. „Ich konnte nicht lesen, nicht richtig schreiben, ich hatte immense Konzentrationsprobleme.“ Auf Anraten ihrer Ärztin wurde die Lektüre der MAZ zum täglichen Lesetraining für die Krankenschwester, die zuvor ein durchweg aktives Leben geführt hat. Immer noch gehört auch die körperliche Schwäche zu ihrem Alltag. „Zwei, drei Stunden kann ich was tun. Sobald ich mich überlastet habe, kam das wie ein Crash. Dann habe ich mehrere Tage gelegen.“ Auch längere Autofahrten sind passé, genau wie andere große Pläne. „Was ich früher an einem Tag geschafft habe, dafür brauche ich jetzt zwei Wochen.“

Auch Katharina Claus aus Rangsdorf berichtet über ähnliche Spätfolgen. Die sonst brillante Erzählerin und Rednerin: „Mir fehlen oft mittendrin die Worte. Wenn sie dann da sind, hab ich mitunter das Problem, sie nicht aussprechen zu können.“ Sie hat immer noch Atemprobleme, „das ist alles nicht spaßig“, sagt sie. Katharina Claus ist im Februar 2021 ins Krankenhaus für eine Untersuchung. Corona-Symptome hatte sie bis dahin nicht. Routinehalber wurde im Krankenhaus ein PCR-Test gemacht. „Der war dann positiv.“ Erst am Abend nach dem Test ging’s los: „Ich hatte 39 Fieber und bekam keine Luft mehr. Schon der Gang zur Toilette war unglaublich anstrengend.“

Ilona Friedrich hat inzwischen Kontakt zu Ärzten der Berliner Charité, die sich mit Langzeitfolgen von Covid-Erkrankungen beschäftigen. Im Ludwigsfelder Waldhaus wollen beide ihre Erfahrungen nun im Rahmen einer Selbsthilfegruppe unter dem Dach der Ludwigsfelder Kontakt- und Informationsstätte für Selbsthilfe (LuKISS e.V.) weitergeben. Dabei soll der Austausch Erkrankter untereinander, aber auch Rat- und Hilfevermittlung eine entscheidende Rolle spielen. Ein erstes Treffen ist für den 26. Mai um 15 Uhr vorgesehen.

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Weitere Informationen zur neuen Selbsthilfegruppe sowie Voranmeldungen unter

 

Tel.: 03378 - 80 16 18

 

 

Bild zur Meldung: Nach Covid kam Long-Covid: Katharina Claus und Ilona Friedrich sind von den Corona-Langzeitfolgen betroffen. Foto: Udo Böhlefeld

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Impressionen_Interview mit der MAZ zum Thema "Long Covid"-Erkrankungen / SHG in Gründung bei LuKISS e.V. im Waldhaus Ludwigsfelde (19. 05. 2021)

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Udo Böhlefeld / MAZ und LuKISS e.V.